Als entscheidender Grund für den Energiewandel gilt, bisher jedenfalls, die Annahme, die Erderwärmung und die daraus folgenden Klimakatastrophen seien durch Menschen verursacht (Autos, Heizung, Industrie). Aber bietet diese Annahme eine zuverlässige Grundlage für die zahlreichen politischen Maßnahmen, die alle gemeinsam haben, dass der Industrie mit öffentlichen Finanzmitteln, Förder- und Drittmitteln, riesige Gewinne verschafft werden? Irgendwann kann die CO2-These aufgegeben und vielleicht ein Irrtum eingestanden werden, weil sie ihren Zweck erfüllt hat, aber zurzeit spielt sie eine große Rolle.
Auf welche Weise Wissenschaftler in Legitimierungskampgnen einbezogen werden, wird vielleicht an diesem Beispiel deutlich:
Hans Joachim Schellnhuber ist Physiker und gilt als weltweit renommierter Klimaforscher. Er wurde 1991 Gründungsdirektor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), ist seit 1993 regulärer Direktor des PIK und Professor für Theoretische Physik an der Universität Potsdam. Schellnhuber ist Mitglied des Klimarats (IPCC), dem im Jahr 2007 der Friedensnobelpreis verliehen wurde. Seit 1992 gehört er dem neunköpfigen Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) an. Bundeskanzlerin Angela Merkel berief ihn 2006 gemeinsam mit Lars Göran Josefsson, dem Chef des Energiekonzerns Vattenfall, zum Klimaschutzbeauftragten der Bundesregierung. Spiegel Online erwähnt die Verdienste Schellnhubers: Er hat über 210 Fachartikel und mehr als 40 Bücher über Festkörperphysik, Dynamik komplexer Systeme, Klimafolgenforschung, Erdsystemanalyse und Nachhaltigkeitsforschung veröffentlicht. 2004 wurde er von Königin Elizabeth II. zum "Commander of the Order of the British Empire" (CBE) ernannt. 2007 erhielt er den Deutschen Umweltpreis, 2008 den Verdienstorden des Landes Brandenburg.
Bei diesen Meriten fällt mir eigentlich nicht als erstes ein, bei der hervorgehobenen Bedeutung von CO2 könnte es sich um einen Schwindel handeln, zumal der Hinweis auf Indien oder Afrika, wo man laut Schellnhuber nicht sagen könne: "Wartet gefälligst mit eurer Entwicklung noch einmal hundert Jahre; dann haben wir unser Emissionsproblem vielleicht im Griff", einen Menschenfreund eher schweigen lässt.
Aber manchmal lohnt es sich eben doch, Interviews zu Ende zu lesen. Besonders dann, wenn das Ergebnis scheinbar neutraler wissenschaftlicher Arbeit so direkt mit einem politischen Auftrag in Verbindung gebracht werden kann, wie Schellnhuber es jedem Leser klar macht: In dem besagten Interview mit Spiegel Online erklärt Schellnhuber:
"Wir haben eigentlich nur zusammengeführt, was die Bundeskanzlerin längst gesagt hat. Sie will das Zwei-Grad-Ziel, den Emissionshandel und gleiches Recht auf CO2-Emissionen für alle Menschen. Das haben wir nun in einer schlüssigen Berechnung umgesetzt. Dass Deutschlands CO2-Budget bei den derzeitigen Emissionsraten schon in zehn Jahren ausgeschöpft sein wird, kann nur eines bedeuten: Die nächste Bundesregierung muss sofort ein hartes Klimaschutzpaket anpacken. Ökonomisch hilft uns das, denn wir werden die Technologien von morgen dann noch schneller entwickeln."Es ist diese Dienstbarkeit der Wissenschaft durch die sie ihre Glaubwürdigkeit und den Respekt verliert. (Insofern sind die Kommentare auf der facebook-Seite "ProGuttenberg" sehr aufschlussreich). Klar ist ja auch, dass, sollte sich in der noch labilen Phase der Energieumstellung der "Nachweis", CO2 sei Verursacher der Erderwärmung, als Täuschung herausstellen, dies das Ende der erneuerbaren-Energie-Strategie sein könnte. Insofern wundert es mich nicht, dass die Grünen, die sich nach außen als der eigentliche Bewahrer der Natur geben, zugleich aber versuchen, ihre Rolle im öko-industriellen Komplex nachhaltig zu verankern, äußerst bösartig auf Skeptiker reagieren (Angenommen, die Klimaerwärmung wäre nicht durch Menschen verursacht ...).
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