Sonntag, 29. Mai 2011

Der älteste Regenwald der Welt wird für unseren europäischen Luxusbedarf gerodet!

Die Gefahr, die uns durch das Abholzen der Regenwälder droht ist meiner Meinung nach unvergleichlich größer als das Risiko eines atomaren Gaus. Seit Monaten gehen Hunderttausende auf die Straße, um gegen die Nutzung der Kernenergie zu demonstrieren. Die Themen Umweltschutz und Klimawandel sind an den Rand gedrängt worden, aber durch den Umstieg auf regenerative Energien ist das Problem der Erderwärmung nicht gleichzeitig gelöst.
Nachdem Kenia, Liberia, die Elfenbeinküste und andere afrikanische Länder bereits große Teile ihrer Regenwälder für Palmöl-Plantagen aufgegeben haben laufen zurzeit in Kamerun die Vorbereitungen für das Abholzen des ältesten Regenwalds der Welt: Die Energiefirma Sithe Global will in Kamerun 60.000 Hektar Regenwald roden und statt dessen Ölpalmen anpflanzen.
Ob es allein an der geschickten Werbekampagne liegt, dass es eine weltweite Akzeptanz des Abholzens des ältesten Regenwalds der Welt gibt? Der Firmenchef von Sithe Global gründete die Organisation "All for Africa" und sammelt unter diesem Namen Spendengelder, um eine Million Bäume zu pflanzen, die einen "nachhaltigen Mehrwert für ganz Afrika" erzeugen sollen. Was die Spender nicht erfahren: Die "Bäume" sind Ölpalmen, für ihre Pflanzung werden erst einmal 60.000 Hektar Regenwald in Kamerun gerodet und Familien von ihrem Land vertrieben.

Dieses Projekt wird mit Hilfe von Investoren realisiert, zu denen auch die Blackstone Gruppe gehört, einer der größten Finanzinvestoren der Welt. Blackstone hält 80 Prozent der Anteile an der Energiefirma Sithe Global und unter anderem Aktien der Deutschen Telekom, der Allianz SE sowie ein Milliarden schweres Immobilienpaket der Deutschen Bank.
Das Palmöl wird vor allem für die europäische Industrie produziert. Nutznießer sind auch die Atomkraftgegner. Ist dies vielleicht der Grund dafür, dass der Protest gegen die Abholzung der Regenwälder und gegen die dafür verantwortlichen Firmen im Verhältnis zur Anti-Atomkraft-Bewegung so wenig Mobilisierungspotenzial enthält?

Mittwoch, 25. Mai 2011

Mehr Klimaschutz im Baurecht

Energiewende: Mehr Klimaschutz im Baurecht. Diese Überschrift las ich gerad in der Süddeutschen Zeitung und dachte, etwas voreilig, ich hätte die Politik zu Unrecht verdächtigt, den Klimaschutz zu vernachlässigen. Aber, wie bei allen Mogelpackungen, steht selten drauf was drin ist.

Es geht nicht primär um den Klimaschutz, sondern: "Änderungen des Baurechts begünstigen künftig die Errichtung von Windrädern und Solaranlagen." Klimaschutz ist sozusagen ein Kolateralergebnis.
Aus einem Entwurf für ein "Gesetz zur Stärkung der klimagerechten Stadtentwicklung", der der Süddeutschen Zeitung nach eigenen Angaben vorliegt, können in Flächennutzungsplänen künftig gezielt Flächen ausgewiesen werden, auf denen Windräder, dezentrale Kraftwerke oder Stromspeicher errichtet werden. Als "städtebaulicher Missstand"gilt zukünftig auch, wenn eine Siedlung verschwenderisch mit Energie umgeht, weil die Gebäude nicht genügend gedämmt sind.

Auch Gesetze über den Ausbau von Stromleitungen, über die Förderung effizienter Kraftwerke und erneuerbarer Energien sowie Vorgaben für das Energiesparen sollen Anfang Juni ins Kabinett - außer der Änderung des Atomgesetzes, die für eine Verkürzung der Atomlaufzeiten nötig ist, berichtet die Süddeutsche.

Dazu fällt mir ein: Wenn wir schon eine Wende machen, dann selbstverständlich total. Ein gigantisches Wirtschaftsförderungsprogramm. Da kann es doch egal sein, ob und welchen Nutzen dies für den Klimaschutz hat. Den Nutzen berechnen? Das wäre doch wirklich kleinlich!

Samstag, 14. Mai 2011

Hansen: Keine Kohle zur Herstellung von Elektrizität!

Die richtige Antwort auf die globale Erwärmung ist nach Ansicht von James E. Hansen der Stopp von Kohle zur Herstellung von Elektrizität. Rund um den Planeten würden dennoch immer neue Kohlekraftwerke gebaut. So lange fossile Brennstoffe am billigsten seien, wird jemand sie verbrennen, sagte er bei einem Vortrag. Aus diesem Grund fordert er die Einführung einer Kohle-Steuer. (in: Stuff, 14.05.11)

James E. Hansen ist Direktor des Goddard Institute for Space Studies (GISS) der NASA und Professor für Erd- und Umweltwissenschaften an der Columbia University. Er war einer der ersten Wissenschaftler, der in den 80er Jahren vor der globalen Erwärmung gewarnt hat.

Freitag, 13. Mai 2011

Klimawandel

„Der Anstieg der globalen Mitteltemperatur ist wissenschaftlich praktisch geklärt. Wir wissen, dass Kohlendioxid, Methan, Lachgas und so weiter die Temperatur erhöhen, im Großen und Ganzen kennen wir auch die klimatischen Rückkopplungen“, sagte Anders Levermann in einem Interview mit n-tv, am 25.11.2010 Dieses Wissen gilt als relativ sicher.
Ungeklärt ist, ob sich die Erhöhung des CO2-Gehalts der Atmosphäre im Vergleich zur vorindustriellen Zeit, die „Klimasensitivität“, nicht viel höher auf den Temperaturanstieg auswirken wird als bisher angenommen. Relativ sicher sind dagegen die Berechnungen bei einer Verdopplung des CO2-Gehalts, Levermann: „Der Pfad, auf dem wir gerade sind, führt uns aber bis zum Ende des Jahrhunderts zu 4 oder 5 Grad.“
Klimaveränderungen haben im Prinzip eine physikalische, vom Menschen unbeeinflussbare Ursache: Mit der Veränderung der Bahn der Erde um die Sonne verändert sich die Temperatur auf der Erde. Dieser Vorgang wiederholt sich zyklisch, Eiszeit und Warmzeit wechseln sich ab: Der Temperaturunterschied erreicht 5 Grad – über eine Distanz von jeweils 5.000 Jahren, stets begleitet von einem Meeresspiegelanstieg von 5 Metern. Der Meeresspiegelanstieg erstreckte sich in der Vergangenehit auf 1.000 bis 7.000 Jahre, so dass die Erhöhung auf 50 Zentimeter sich auf immerhin mindestens 1.000 Jahre verteilte. In 100 Jahren wuchs der Meeresspiegel also im ungünstigsten Fall um 5 Zentimeter. Wenn sich der Anstieg auf 7.000 Jahre verteilte entsprechend langsamer.
Der Temperaturunterschied, von dem wir jetzt sprechen, die Klimaerwärmung im globalen Mittel, beträgt 4 oder 5 Grad – in weniger als 100 Jahren, wenn wir den Pfad, auf dem wir gerade sind, beibehalten. Im schlimmsten Fall sind theoretisch sogar 8 bis 9 Grad bis 2200 vorstellbar.

Theoretisch gibt es eine Schwelle, ein „Kipp-Elemente im Klimasystem“ durch das gewissermaßen automatisch eine höhere Erwärmung erreicht würde, z.B. eine Erwärmung um 4 Grad automatisch auf 6 Grad hinauslaufen kann. Dies wird gerade untersucht. Ein „Kipp-Element“ ist auch im sozioökonomischen Bereich anzunehmen. „Die Unsicherheit beim Anstieg der globalen Mitteltemperatur kommt vor allem durch die Unbekannten in der Sozioökonomie zustande - nicht aus der Physik“, sagt Levermann:
„Ich persönlich glaube nicht, dass die Gesellschaftsform, wie wir sie derzeit in Europa gewohnt sind, mit Rechtsstaatlichkeit, bürgerlichen Freiheiten und wirtschaftlicher Prosperität, solch einen rapiden Temperaturanstieg überstehen würde.“
Die Risiken und die Folgen der Erderwärmung sind möglicherweise (!) noch handhabbar, wenn die Erwärmung so niedrig wie möglich liegt und entsprechende Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden, d.h. der CO2-Ausstoß muss bis 2050 weltweit um wenigstens 50-80 Prozent und danach auf Null reduziert werden.

Aus naturwissenschaftlicher Sicht lässt sich das globale Problem lösen. Aber das wird nicht reichen. Und „Verzicht ist nicht schnell und umfassend genug“ (Levermann). Damit sind alle persönlichen Anstrengungen zwar nicht nutzlos, aber ineffizient, d.h. gesellschaftlich ohne durchgreifenden Erfolg. Der Weg führt über die Politik. Die Ressourcenausbeutung müsste sofort beendet werden und wir müssten Wirtschaftswachstum neu definieren. Dies beinhaltet aber nicht nur den Bruch mit dem eigenen Wohlstandsverhalten, sondern einen Bruch mit dem zu einem System verfestigten Auffassungen und Wirtschaftshandeln. Und wer sollte diesen Bruch initiieren, schnell und umfassend? Und wer erklärt den aufstrebenden sozialen Schichten in den Entwicklungsländern, dass die westlichen Industrienationen ihnen nicht den Wohlstand vorenthalten möchte, den sie seit Jahrzehnten für sich selbst in Anspruch nehmen?
Quelle: n-tv, Interviev mit Anders Levermann, 25.11.2010