Samstag, 18. Juni 2011

Esst mehr Dackel!

Diese Überschrift - Esst mehr Dackel! - wählte die Financial Times Deutschland für ein Interview mit dem international bekannten Briten und Architekten Robert Vale  (Mauritius Much, Klimaschutz mal anders. Esst mehr Dackel!, in: Financial Times Deutschland, 12.06.2011). Robert Vale hat zusammen mit seiner Ehefrau, Brenda Vale, 1977 das Buch „The Autonomous House. Design and planning for self-sufficiency“ veröffentlicht. In dem vielfach ausgezeichneten Standardwerk geht es um energetische Gebäudesanierung, das "Öko-Haus".

Das neueste Buch, das die Vales geschrieben haben, heißt "Time to Eat the Dog?". Dies sei nicht wörtlich zu nehmen, sagt Vale, aber man solle eben alles hinterfragen, um die Umwelt zu schützen. Beide seien "richtig schockiert" gewesen, als sie feststellten, "wie groß die Auswirkungen von Haustieren auf unsere Umwelt sind. Das war die größte Überraschung unserer Recherche. Viele Dinge, die wir tun, sind schlecht für die Umwelt. Aber Haustiere schaden sehr viel mehr, als man es vermuten würde. Ein Cockerspaniel zum Beispiel belastet die Umwelt doppelt so sehr wie ein Toyota Land Cruiser. Ein Schäferhund ist sogar fast dreimal so schädlich."

Die Methode, mit deren Hilfe die Vales zu diesem Ergebnis gekommen sind, ist die des "ökologischen Fußabdrucks". Robert Vale: "Dabei wird die Landfläche berechnet, die ein Tier oder ein Mensch braucht, um sich zu ernähren. Gleichzeitig kann man ausrechnen, wie viel Hektar Land nötig sind, um die Energie für die Herstellung und das Betanken von Autos zu gewinnen. So ist es möglich, Hunde und Pkw miteinander zu vergleichen."
Diese Methode erlaubt den Vales folgende Schlussfolgerungen:
  • "... es kommt sogar noch schlimmer, wenn man den Cockerspaniel mit Menschen aus Entwicklungsländern vergleicht. Denn so ein mittelgroßer Hund belastet die Umwelt stärker als ein Vietnamese oder Äthiopier."
  • Eine Hochzeit verbraucht sehr viel Energie. "Mit derselben Energie könnte man ein Haus zehn Jahre lang heizen."
  • "Je kleiner ein Haustier, desto besser für die Umwelt. Trotzdem ist eine Katze nicht viel besser als ein Hund: Sie schadet der Umwelt so sehr wie ein VW Golf ".
  • "Selbst zwei Hamster belasten das Klima genauso wie ein Plasmafernseher."
  • Umweltfreundlich ist ein Goldfische, "weil er nicht viel isst."
  • Hasen sind als Haustiere zu empfehlen. "Im Gegensatz zu Hunden oder Katzen ernährt er sich vegetarisch. Er ist also umweltfreundlich - und man kann ihn verspeisen."
  • Haustiere zu schlachten und damit umweltbewusster zu leben ist für Robert Vale kein Problem: "Es ist doch viel schöner, ein Tier zu essen, das man geliebt und gepflegt hat, als eines, das auf einer riesigen Farm gezüchtet, in einem mechanisierten Schlachthaus getötet wurde und keine Zuneigung bekam! Es ist besser, seine Freunde zu essen, als Tiere, die man nicht kennt."
  • "Viele Leute sagen zu uns: Wir haben Hunde, aber keine Kinder. Das ist fein. Denn der Einfluss eines Hundes auf die Umwelt ist viel geringer, als ein Baby zu haben. Vor allem in der westlichen Welt."
  • "Wenn der Fahrradfahrer anschließend etwas isst und eine Dusche nimmt, dann ist sein Energieverbrauch insgesamt tatsächlich größer als der eines Flugzeugs. Wobei man natürlich sagen muss, dass sich eine 747 nicht so gut fürs Pendeln zur Arbeit eignet wie ein Fahrrad."
  • Die soziale Bedeutung eines Haustieres verkennt Robert Vale nicht: "Aber man kann auch sehr viel Zuneigung von seinen Mitmenschen bekommen. Oder wir teilen uns Haustiere. Beispielsweise gibt es die Tradition der Schiffskatze: Sie lebt auf dem Schiff und ist das Haustier von jedem an Bord. Auch in Altenheimen gehört eine Katze oft mehreren Bewohnern."
"Jetzt mal ehrlich, Herr Vale: Haustiere als Gemeineigentum, Heiraten als Klimakiller - Sie provozieren aber auch ganz gern, oder?" "Nun ja, vielleicht ein bisschen. Wir wollen provozieren, damit die Leute sich bewusster werden, was ihr Tun anrichten kann."
Robert Vale sagt, sie hätten sehr viele wütende Emails bekommen und seien beschimpft worden. "Die hofften, dass unsere Kinder gegessen und wir in der Hölle verrotten würden."

Nicht die Vales sind verrückt, sie sind Briten, aber möglicherweise ist es die Methode des ökologischen Fußabdrucks.

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